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Ein Saftkur-Bericht

Wieso tu ich mir das an? Woher habe ich solche Kopfschmerzen? Wenn ich noch einen Brocken Gemüse trinken muss, wird mir richtig schlecht.

Diese und andere Gedanken entsprangen meinem Kopf über die letzten drei Tage immer wieder. Meine Freundin und ich wollten eine Saftkur machen um der Verdauung mal eine Auszeit zu genehmigen und uns den wohlverdienten Vitaminboost zu holen. Doch das kam mit einem Preis.

Warum Saftkur?

Eine Saftkur soll entschlacken, also Schadstoffe aus dem Körper bringen. Das führt wiederum zu mehr Energie, Wohlbefinden und anderen positiven Eigenschaften. Dabei wird eine gewisse Zeit - in diesem Fall 3 Tage - nur Saft zu sich genommen. 6 mal 500ml alle 2 Stunden. Keine feste Nahrung, kein Zucker und auch sämtliche Getränke außer ungesüßter Tee und Kaffee sind verboten.

Wir hielten uns großteils an dieses Dokument, welches praktischerweise Rezepte und einen 3-Tagesplan enthält. Es gibt Anbieter, die fertige Säfte anbieten. Wir wollten aber selbst zur Tat schreiten.

Dafür braucht man Obst und Gemüse und davon eine Menge. Wir wählten Montag bis Mittwoch als Zeitraum aus und kauften samstags alles für Montag ein. Die restlichen Tage wollten wir jeweils nochmal zum Einkaufen losziehen, da Bewegung ebenfalls wichtig ist.

Grüner Smoothie

Hier unsere Einkaufsliste für Montag:

ZutatMengeZutatMenge
Mandelmus2 LöffelGurken5
Ingwer6 StückeZitrone1
Petersilie2 HändeKarotten12
Äpfel20Orangen6
Basilikum2 HändeBrokkoliröschen8
Sellerie2 StangenBlattspinat8 Hände
Limette2Ananas0,5
Rote Beete2Birnen4

Tschüss, Kauen!

Ich war ehrlich gesagt gespannt und in freudiger Erwartung. Meine Freundin hatte im Vorhinein schon einen Entsafter angeschafft also starteten wir in der Früh mit Morning Glory. Gurke, Zitrone und Ingwer brachten uns tatsächlich auch ohne Kaffee auf Touren. Ein bisschen zuviel Cayennepfeffer aber nichtsdestotrotz lecker. Der Zweite, Classic Juice, war praktisch der Standardsmoothie schlechthin. Orangen, Äpfel und Karotten. Bis hierhin lief es echt gut, aber es lagen auch noch 16 Säfte vor uns.

Die erste Ernüchterung kam zur Mittagszeit. Statt eine Kleinigkeit in der Küche zu zaubern, mixten wir wie Alchemisten die Green Sensation mit Sellerie, Brokkoli und Spinat. Kein geschmackliches Highlight und das befriedigende und entspannende Mittagessen blieb aus. Es fehlte einfach etwas. Gegen Nachmittag war ich dann schon ziemlich am Ende. Ich war müde und unkonzentriert, ein Zustand an den ich mich würde gewöhnen müssen. Als wir realisierten, dass wir noch circa 40 Äpfel und sämtliche anderen Zutaten brauchten, wurde aus den zwei Spaziergängen eine Autofahrt. Das war definitiv die richtige Entscheidung. Zwar hatte ich kein Hungergefühl, aber der Kopf machte zunehmend schlapp. Weder der Powerstarter noch Beet Please oder die abendliche Mandelmilch konnten mich von meinen inzwischen aufgetretenen Kopfschmerzen befreien und entließen mich in einen unruhigen Schlaf.

An Tag 2 erstaunte mich ein Blick auf die Waage: 2,3kg an einem Tag abgenommen, nicht schlecht. Anscheinend entwässert durch den Salzentug der Körper und scheidet das überschüssige Wasser aus. Der Powerstarter konnte am morgen aber doch noch glänzen. Die vereinte Kraft von Ananas und Limette schüttelte mich wach. Auch die Minze in der Green Machine tat ihr Werk, doch um die Mittagszeit begannen abermals die Kopfschmerzen. Dazu kam eine leichte Gereizheit. Auf Fragen antwortete ich schnippisch, war uneinsichtig und immer kurz davor laut zu werden. Nach der Arbeit schauten wir ein bisschen Supernatural. Ich bekam davon allerdings nicht viel mit und machte unabsichtlich einen knackigen 3-Stunden-Powernap. Inzwischen nahm auch der Stuhlgang eine grünliche Farbe an, wer kann es ihm verübeln. Das ausgedehnte Schläfchen führte natürlich zu Schlafproblemen, so dass ich Tag 3 mit unter 6 Stunden Schlaf begann.

Oranger Smoothie

Gewichtstechnisch hat sich nicht viel getan. Schade, aber was solls. Es war der letzte Tag und ich wollte es schaffen. Kopfschmerzen und Schwindelgefühle nahmen stündlich zu, meine Freundin meinte ich könne ruhig etwas essen. Ab diesem Zeitpunkt war es persönlich geworden. Ich konnte und wollte dem Gemüse keinen Sieg über mich gönnen. An diesem Tag bereiteten wir alle Säfte schon in der Früh zu. Eine kluge, aber leider auch späte Entscheidung. Meine Laune nahm auch an diesem Tag ab, der Hunger jedoch zu. Ich tat mein Bestes nicht gereizt zu reagieren, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Ich hatte mittags etwas geschlafen um die Nacht wieder hereinzuholen und dachte ich wäre erschöpft genug um sanft zu Schlummern. Falsch gedacht! Nach vier Grünen Säften, dem Beet Please und einer Mandelmilch ging ich um 22 Uhr zu Bett nur um gegen 1 endlich zu schlafen. Zu viel Hunger, Kopfschmerzen und Übelkeit hielten mich wach.

Glücklicherweise hatten sich die Beschwerden über Nacht gelegt. Ich ging in der Früh zum Frisör und gönnte mir auf dem Weg nach Hause eine Leberkässemmel. Und es war ein Geschenk der Götter. Kauen, feste Nahrung, Salz, Fett. Mein Magen machte keine Anstalten, auch er war anscheinend froh über alte Gewohnheiten. Aber ich hatte es geschafft und das ist es, was zählt!

Fazit

Ohne Frage, die Saftkur war eine Erfahrung. Für meine Freundin eine sehr gute, sie hatte keinerlei Beschwerden, höchstens ein bisschen Appetit. Ich dagegen war überrascht wie schlecht es mir ging. Kalter Entzug von Kaffee und Salz machten mir mehr zu schaffen als ich zugeben will. Geschmacklich war ich positiv überrascht. Ich bin nicht der größte Gemüsefan, aber als Saftcocktail war es oft richtig lecker. Die fehlende Abwechslung war da das größte Manko. Klar, es waren unterschiedliche Rezepte. Aber immer nur zähflüssige Vitaminbomben ist für mich auch nicht das Wahre.

Preislich hielt es sich sogar im Rahmen. Insgesamt haben wir um die 40€ pro Person ausgegeben. Ähnliche Angebote online kommen auf das Doppelte. Natürlich kommen noch 100€ für den Entsafter dazu, aber der ist ja eine Investition für vitaminreiche Frühstückssäfte.

Alles in allem ist die Saftkur eher nichts für mich. Was ich mir aber beibehalten will ist die Reduzierung des Kaffeekonsums. Auch mit ab und zu mal einen Smoothie mit Obst und Gemüse statt einer Mahlzeit kann ich mich anfreunden. Aber eine 3-, 5- oder - Gott bewahre - 7-tägige Saftkur werde ich wohl so schnell nicht mehr starten.