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Konzerte auf nüchternen Magen

Konzerte waren für mich schon immer mit etwas Besonderem verbunden. Es war schön zu sehen, dass die "Stars" auch ganz normale Menschen mit Job sind. Zugegeben, dass ist nicht das Erste an was man denkt, immerhin werden ganze Hallen und Stadien gefüllt. Aber bei Acts wie Lance Butters, We Butter The Bread With Butter oder den 257ers ist das etwas anderes. Jedes dieser Konzerte wurde begleitet von unvergesslichen Zugfahrten, Merch und Afterpartys. Ganz zu schweigen von Festivals. Bei den Frequency, Chiemsee und NovaRock Besuchen war mein persönliches Highlight der Campingplatz, die Konzerte der (sehr oft sehr gleichen) Interpreten war nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Doch egal ob eigenständiges Konzert oder Festivalbeigabe, Alkohol war immer ein treuer Begleiter. Was bleibt davon also übrig, wenn man den ständigen Gast außen vorlässt?

Das Mehnersmoos Konzert war bei mir und meinen Freunden ein mit Freude erwartetes Ereignis. Wir feiern die Lieder und Texte, sie gehen leicht ins Ohr, bleiben im Kopf und man kann sie selbst mit hohem Pegel noch sicher mitgröhlen. Es war eine mentale Herausforderung überhaupt schon mit dem Auto zu dem Konzert zu fahren. So ging ich sicher, dass ich auch auf jeden Fall auch wieder heimfahren musste. Und anfangs war es auch völlig in Ordnung. Ich beobachtete die anderen Gäste und war fasziniert von der Vielfalt. Generation Z mit ihren - ich nenn es mal - markanten Frisuren und Angelhüten, Gangster mit Cap und Kette, vergleichsweise viele Mädels. Nach und nach füllte sich die Konzerthalle und mit der Zeit stieg auch der Pegel, was sich auch bei den Besuchern bemerkbar machte. Da fing es schon an unangenehm zu werden.

Die erste große Ernüchterung war die Vorband. Oder besser gesagt Vor-Act. Eine Rapperin von der ich noch nie gehört hatte und bei der es hätte so bleiben können. Ein Mix aus schlechtem Frauen-Rap und Aggro Berlin der 2000er. Arrogant, obwohl es keinen Anlass gab, Flow unter aller Sau. Das Highlight der Show war als sie einen Gast bat jemanden zu Grüßen. Mit "Fotze, zeig Pissschlitz" hatte wohl niemand gerechnet. Das vermittelt auch einen guten Eindruck der sonstigen Crowd. Eins muss man ihr lassen, sie zog ihr Ding weiter durch.

Album Pennergang

Nach einer weiteren zu langen Pause kam dann endlich der Mainact. Und ich sah, dass es gut war. Die Show war top. Kleine Gags für Zwischendurch und neue Interpretationen alter Lieder zeigten Mehnersmoos' Talent. Mein Problem war nur das Publikum. Inzwischen wurden im Sekundentakt Bierbecher durch die Gegend geschmissen, egal ob voll oder leer. Regelmäßig wurde gepogt, darauf hätte ich auch Lust gehabt. Aber mir war es zu viel. Ich verstehe gut, dass man betrunken dabei den größten Spaß hat sich aufzuführen. Das war bei mir nicht der Fall und das Vor-und-Zurück-Gedränge waren kein Pluspunkt. Ich konnte kaum einen Schritt machen ohne dass es Beckenkontakt gab. Irgendwann zog ich dann die Reißleine und schloss mich mutigen Klogängern an. Eine rauchen, zur Ruhe kommen, durchatmen, das tat gut. Ich wollte nicht mehr rein, zumindest nicht soweit. Und mit einer Cola in der Hand am hintersten Rand war es dann auch in Ordnung. Abseits von alkoholisierten Assis konnte ich die Musik genießen, was für mich schon sehr selten vorkommt. Ich hatte sogar ein bisschen Spaß.

Was habe ich jetzt daraus gelernt? Naja, meine Abwesenheit auf Konzerten bei Festivals war schon ein Hinweis darauf, dass ich mit solchen Events eigentlich nichts anfangen kann. Um mir Geld und Nerven zu sparen, werd ich das erstmal sein lassen. Klar will man Künstler unterstützen, die CD oder Merch kaufen tuts aber auch. Da ich die Crowd nicht ändern kann, muss ich eben mich anpassen.

Mal gucken wie es dann bei Rammstein wird. Sitzplätze, anderes Genre und im Stadion müssten schon einiges verändern. Oder?